Sie hat einen Durchmesser von nur etwa elf Millimetern, wird aber von Tausenden Patient*innen in Deutschland dringend benötigt, um wieder sehen zu können: die Augenhornhaut. „Wir rufen auf, über eine Hornhautspende nachzudenken und, falls die Entscheidung positiv ausfällt, den Willen dazu im Organspendeausweis bzw. im Organspenderegister zu dokumentieren oder zumindest im Familien- oder Freundeskreis zu bekunden“, sagt Professor Dr. med. Claus Cursiefen, Generalsekretär der DOG – Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Jede Spende verhilft einem Menschen zu neuer Sehfähigkeit. Um Hornhäute noch effektiver zu verwenden, arbeiten Forscher mit Hochdruck an weiteren innovativen Verfahren.
Patientinnen und Patienten warten in Deutschland bis zu ein Jahr auf eine neue Hornhaut, weil es zu wenig Spenden gibt. „Noch immer müssen Transplantate aus dem Ausland bezogen werden“, bedauert Cursiefen. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) feststellt, wäre das Spendenaufkommen sehr viel höher, wenn die Angehörigen den Willen des Verstorbenen kennen würden – und sei es nur aus Gesprächen. Auf Basis einer solchen mündlichen Willensbekundung können Mitarbeiter*innen der Hornhautbanken, die speziell geschult sind, mit den Angehörigen in Kontakt treten und eine Entnahme veranlassen. „Noch besser ist die Dokumentation des Spenderwillens in einem Organspendeausweis oder im Organspenderegister, in dem man auch die Augenhornhautspende angeben kann“, so Cursiefen.
Die Gewebeentnahme ist ein unauffälliger und unkomplizierter Eingriff. „Sie ist nicht entstellend und für den Laien optisch nicht erkenntlich“, betont Cursiefen. Für eine Hornhautspende kommt fast jeder in Frage: Sie ist trotz hohem Alter und Vorerkrankungen wie Grauer Star, Hornhautverkrümmung, Weit- oder Kurzsichtigkeit möglich, auch bis zu 72 Stunden nach dem Tod, wobei die Hirntodproblematik hier keine Rolle spielt. Ihre Wirkung ist dauerhaft, denn ein Transplantat hält heute durchschnittlich zwanzig bis dreißig Jahre, und nur bei weniger als fünf Prozent der Transplantierten kommt es – abhängig von der eingesetzten Operationstechnik und der Ausgangssituation – innerhalb der ersten zwei Jahre zu einer Abstoßungsreaktion. „Eine Abstoßungsreaktion ist heute aber auch sehr gut behandelbar“, sagt Cursiefen.