Prof. Dr. Eberhart Zrenner, Vorsitzender des Wissenschaftlich-Medizinischen Beirats
Der Wissenschaftlich Medizinische Beirat der PRO RETINA Deutschland e. V. hat
Herrn Cameron Cowan Ph.D.
und
Frau Magdalena Renner Ph.D.
den grundlagenwissenschaftlichen Forschungspreis 2021 der Pro Retina Deutschland e.V. und der Retina Suisse
zuerkannt und zwar für die von beiden Autoren in geteilter Erstautorenschaft publizierte Arbeit mit dem Titel
„Cell types of the human retina and its organoids at single-cell resolution“
Cowan CS, Renner M, De Gennaro M, Gross-Scherf B, Goldblum D, Hou Y, Munz M, Rodrigues TM, Krol J, Szikra T, Cuttat R, Waldt A, Papasaikas P, Diggelmann R, Patino-Alvarez CP, Galliker P, Spirig SE, Pavlinic D, Gerber-Hollbach N, Schuierer S, Srdanovic A, Balogh M, Panero R, Kusnyerik A, Szabo A, Stadler MB, Orgül S, Picelli S, Hasler PW, Hierlemann A, Scholl HPN, Roma G, Nigsch F, Roska B. Cell Types of the Human Retina and Its Organoids at Single-Cell Resolution. Cell. 2020 Sep 17;182(6):1623-1640.e34. doi: 10.1016/j.cell.2020.08.013. PMID: 32946783; PMCID: PMC7505495.
Die hochrangig publizierte Arbeit zeichnet sich durch mehrere Innovationen aus:
Es wurde eine Methode entwickelt, wie aus induzierten pluripotenten menschlichen Stammzellen retinal physiologisch geschichtete Augenbecher, also Organoide, gezüchtet werden können. Die Autoren haben Techniken gefunden, die es erlauben, tausende dieser Organoide von menschlichen Stammzellen zu züchten. Es wurde auch ein umfangreicher Atlas generiert, wie sich auf Einzelzellebene die Genexpressionsmuster der Netzhaut und Aderhaut von Organiden mit den Ergebnissen von frischen postmortalen humanen Netzhäuten vergleichen lassen. Mit Hilfe von lichtevozierten elektrischen Antworten konnten auch sensorische Funktionen von Organoiden nachgewiesen werden.
Diese hochrangige wissenschaftliche Leistung erlaubt es, Mechanismen retinaler Erkrankungen in Organoiden überzeugend zu untersuchen. Durch die Hochdurchsatzproduktion funktioneller Organoide können die Prüfungen zur Sicherheit und Wirksamkeit neuer Therapieansätze in der personalisierten Medizin deutlich beschleunigt werden.
Zur Person von Dr. Cowan:
Herr Dr. Cowan hat im Labor von Prof. Samuel Wu zum Thema retinaler Schaltkreise promoviert und dann bis 2015 dort als Postdoc gearbeitet. 2015 wechselte er als Postdoc in das Labor von Prof. Botond Roska, Department of Neurobiology am Friedrich Miescher Institut in Basel und ist jetzt als Leiter für den Bereich Scientific Computing tätig. Sein Schwerpunkt ist die genomische Analyse auf Einzelzellebene und die Generierung Zelltyp-spezifischer Promotoren. Seine Publikationsliste weist 14 Arbeiten in hochrangigen Journalen auf, davon vier als Erstautor.
Zur Person von Frau Dr. Magdalena Renner:
Frau Dr. Renner hat an der Universität Wien ein Diplom in der molekularen Biologie mit Auszeichnung abgelegt dann am Institut für molekulare Biotechnologie bei Prof. Knoblich erfolgreich promoviert. Seit 2016 arbeitet sie als Postdoc im Labor von Prof. Botond Roska am Institut of Molecular and Clinical Ophthalmology in Basel, wo sie die retinalen Organoide als Modell für Netzhautdegenerationen entwickelt hat und jetzt als Leiterin der Human Organoid-Platform tätig ist.
Sie hat drei Publikationen aufzuweisen, davon eine in „Nature“ eine in „EMBO Journal“ und die mit dem Preis ausgezeichnete Arbeit in „Cell“ 2020.
Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, die PRO RETINA Deutschland e.V. und der Wissenschaftliche Medizinische Beirat der PRO RETINA Deutschland e.V. sowie die Retina Suisse wünschen Frau Dr. Renner und Herrn Dr. Cowan weiterhin besten Erfolg bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten und gratulieren ihr herzlich zu dieser Ehrung, die mit einem Preisgeld von 5.000 € verbunden ist.