Prof. Dr. Olaf Strauß, Juryvorsitzender
Biomarker ermöglichen Absicherungen von Diagnosen, Verlaufskontrollen, Bewertung des Schweregrades oder therapierelevante Unterklassifizierungen von Netzhauterkrankungen. Häufig entsteht die Definition solcher Biomarker aus dem klinischen Alltag durch Korrelationsanalysen heraus, sind aber oft auch aus der Ursachenforschung begründet und basieren dann damit auf konkreten pathophysiologischen Prozessen.
Diese Brücke auf der Suche nach pathophysiologisch begründeten Biomarkern baut das Projekt
„Fluoreszenz-Lebensdauer-Messungen zur Charakterisierung des Retinalen Pigmentepithels bei altersabhängiger Makuladegeneration“ eingereicht durch Frau Dr. Katharina Wall aus Bonn.
Das translationale Potential des Projektes ist groß. Dieses Potential hat auch die Jury gesehen und diese Bewerbung mehrheitlich hoch bewertet. Daher freuen wir uns, den diesjährigen Preis „Forschungsförderung Netzhaut der DOG – Grundlagenwissenschaftliche Arbeit“ an Frau Dr. Katharina Wall zu verleihen.
Das Projekt basiert auf dem Nutzen der Autofluoreszenzanalysen der Netzhaut bei Patienten mit hochauflösender Funduskopie. Die Autofluoreszenz basiert auf den Lipofuszinanreicherungen im RPE, die zu metabolischem Stress führen und damit den Degenerationsprozess einleiten/beschleunigen können. Bisher war es jedoch nicht möglich, den metabolischen Stress durch die Fluoreszenzmessung zu begründen, was bisher weitestgehend über Zellkulturmodelle geschah, und somit Indizien bewertet wurden. Die Studie von Frau Dr. Wall wird den Weg ebnen, die Aussagen zum Metabolismus durch Fluoreszenzmessungen am Spenderauge zu treffen. Das Projekt sieht vor, anhand von Netzhautschnitten und Augen von altersgemachten Kontrollen sowie AMD Patienten eine Technik anzuwenden, die durch Darstellung neuer Fluoreszenzeigenschaften die Korrelation zwischen Fluoreszent und Metabolismus erbringt. Dies erfolgt über eine dynamische Messung, die die Zeit bestimmt, wie lange die Fluoreszenz nach Anregung erhalten bleibt. Eine Verlängerung der Fluoreszenzlebensdauer korreliert mit einer Verminderung der Stoffwechselaktivität. Die Verwendung ganzer Augen bringt die Methode nahe an die klinische Anwendung heran. Die sehr guten Vorarbeiten untermauern das Potential der Bewerbung.
Die DOG fördert mit diesem Preis ein vielversprechendes Projekt hoher translationaler Relevanz. Die Jury gratuliert im Namen der DOG sehr herzlich der Preisträgerin.